Frischwasser im Teich verschlechtert die Wasserqualität

Ein Wasseraustausch im Teich am Helmwartsturm ist eher kontraproduktiv

Ein Bericht von Lothar Böttcher, im Stadtrat für die FWG

Wasserprobe* Andernach: Überraschende Ergebnisse erbrachte eine von der Freien Wählergruppe e.V. in Auftrag gegebene Untersuchung über die Wasserqualität der Teichanlage am Helmwartsturm.

Der Teich am Helmwartsturm stellt sich in wesentlichen Teilen des Jahres eher in der Form einer Kloake, als in Form einem attraktiven Gewässer dar, das einer touristischen Stadt wie Andernach aber gut zu Gesichte stehen würde. Bereits mehrfach hatte die Freie Wählergruppe e.V. auf diesen Missstand hingewiesen und bei der Stadtverwaltung angeregt, endlich Verbesserungen durchzuführen.

Um fundierte Lösungsansätze vorzutragen, hat die FWG nun auf eigene Kosten den DiplomÖkologen (Schwerpunkt Gewässerkunde) und Landschaftsarchitekten Marcin Gasiorowski vom Ingenieurverbund www.frischerwindt.de mit einer Ursachenforschung beauftragt.

Die Ergebnisse der Fachuntersuchung liegen nun vor und führen zu erstaunlichen Erkenntnissen. Normalerweise würde man vermuten, dass ein häufiger Wasserwechsel aus dem am Teich befindlichen Tiefbrunnen gut für die Wasserqualität wäre. Genau dies bewirkt jedoch das Gegenteil! Die Ursache liegt in der chemischen Zusammensetzung des Tiefbrunnenwassers, welches unter anderem 50-mal zu viel gelösten, reaktiven Phosphor und mehr als 3-mal zu viel Nitrat enthält. Dies führt dazu, dass aus diesem nährstoffreichen Wasser eine 12-mal zu hohe potenzielle Primärproduktion (Biomasse) hervorgeht. Auch die Befüllung mit Trinkwasser führt zu keiner wesentlichen Verbesserung, weil auch dies zu einer zu hohen Biomasseproduktion führt.

Diese Biomasse bildet sich in erster Linie in Form von Algen. Auch zahlreiche andere Parameter, wie die elektrische Leitfähigkeit, sowie die Wasserhärte liegen weit oberhalb der Norm, welche die optimale Wasserzusammensetzung für die Anlage von ligotrophen, klaren Gewässern mit wenigen Algen vorgibt.

Die chemische Zusammensetzung des in den Teich gefüllten Wassers wird erst nach einigen Wochen der „Selbstheilung" qualitativ besser, indem Algen die Nährstoffe aufnehmen und in Algenteppiche umwandeln. Diese Algen sterben jedoch irgendwann ab und sinken als Schlamm zu Boden. Im Zuge der Verrottung werden die Nährstoffe zum Teil wieder frei gesetzt. Deshalb war die bisher praktizierte Methode, das schmutzig erscheinende Wasser abzulassen und durch sauber erscheinendes Wasser zu ersetzen, höchst kontraproduktiv, da hierdurch immer neue Nährstoffe eingetragen wurden, die das Algenwachstum ankurbelten. Dies stellt natürlich ein massives, ästhetisches Problem in Form von Grünfärbung und Trübung durch einzellige Algen, sowie in Form von Algenteppichen durch Fadenalgen bis hin zur Schaumbildung dar.

Problem verschärfend: Zum nährstoffreichen Füllwasser kommen Blätter und Entenfütterung (die verboten ist) und Fischbestand hinzu, der das erwünschte Zooplankton auffrisst und mit seinem Flossenschlag den gerade abgesetzten Mulm wieder aufwirbelt. Es sollte demnach kein Fischbesatz stattfinden. Fischbestand lässt sich aber oft nicht vermeiden, weil Laich durch Flugvögel eingebracht wird. Dem entsprechend ist bei unvermeidbarem Friedfischbestand auch an Raubfischbesatz (1:10) zu denken.

Insgesamt kommen die Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass die Teichanlage bei ihrer Anlage bereits mangelhaft geplant und demnach ökologisch kaum leistungsfähig konstruiert worden ist und dass in der Bewirtschaftung Nachholbedarf besteht.

Zunächst einmal sollten die Phosphate ausgefällt werden, bevor das Tiefbrunnenwasser in den Teich geleitet wird. Dazu gibt es geeignete Gerätschaften.

Das gestalterische Ziel sollte sein, geeignete Flachwasserzonen zu erstellen, in die spezielle Bodenfilterschichten eingebracht werden. Diese bieten Lebensraum für einen erwünschten Bakterienrasen, der einen großen Teil zur Wasserreinigung beiträgt. Zudem werden hierin Wasserpflanzen gesetzt, die dem Wasser Nährstoffe entziehen und sie in oberirdischer Biomasse (Blättern) binden. Diese dem Wasser entzogenen Nährstoffe stehen dann den Algen nicht mehr zur Verfügung. Mittels eines Pumpen und Rohrleitungssystems werden diese bepflanzten Zonen durchströmt und eine Filteranlage entfernt alle gröberen (meist organischen) Verunreinigungen.

Eine entsprechende Umgestaltung der Anlage könnte die Situation signifikant verbessern, da sich ein stabiles Ökosystem einstellt, was wesentlich weniger Pflegeaufwand verursacht. Zudem wird die Anlage optisch aufgewertet durch attraktive Wasserpflanzen und das Wasser wird deutlich klarer werden.

Bei der letzten Entleerung des Teichs wurden Absackungen des Teichbodens festgestellt, die in Kürze eine Sanierung ohnehin erforderlich werden lassen. Die Umgestaltung wie oben beschrieben wäre im Zuge dieser fälligen Bodensanierung gut durchführbar.

Die Untersuchungsergebnisse der Wasseranalyse und die daraus resultierenden Lösungsvorschläge wird die FWG der Stadtverwaltung in Kürze zur Verfügung stellen.

Dazu wird die FWG beantragen, dass die Fachabteilung der Verwaltung die Möglichkeiten und Kosten zur Umsetzung prüft und zwecks Beschlussfassung den entsprechenden Gremien zuleitet.

 

kran

Besuchen Sie unsere Bürgersprechstunde auf Facebook